Aus der Ferne helfen

Lebt Ihre ältere angehörige Person weit entfernt oder gar im Ausland? Auch in dieser Situation gibt es Lösungen.

Heutzutage gehört die Mobilität zum Alltag, und viele befinden sich in der gleichen Situation wie Sie. In der Schweiz pendeln neun von zehn Berufstätigen, die täglich zurückgelegte Strecke nimmt stetig zu. Hinzu kommt die Herkunft der Erwerbstätigen: Viele von ihnen haben Verwandte, die ganz oder teilweise in einem anderen Land leben. Umgekehrt gibt es viele Schweizerinnen und Schweizer, die im Ausland leben, und ihre Zahl nimmt stetig zu.

Diese Tatsachen erschweren die Betreuung von Angehörigen zwar, verunmöglichen sie aber nicht. In grossen Ländern wie den USA oder Australien ist diese Thema schon länger bekannt und wird als «Distance Caregiving» bezeichnet. Dieser Begriff wird angewandt, sobald eine Wegstrecke mehr als 60 Minuten beträgt. In einem kleineren Land wie der Schweiz kann der Begriff schon bei einer kürzeren Distanz zum Tragen kommen.

Die Art, wie die Angehörigen in solchen Fällen unterstützen können, variiert, erfordert aber mindestens genauso viel Organisation.

Arten der Unterstützung aus der Ferne

Aus der Ferne zu helfen kann Dinge umfassen, die sich von den üblichen Aufgaben der Unterstützung, Hilfe und Pflege unterscheiden :

 

  • Ihren Angehörigen sowie Ihren betreuenden Angehörigen vor Ort emotionale Unterstützung anbieten.
  • Koordination der Dienstleistungen und Hilfen vor Ort und Nachbereitung durch regelmässigen Kontakt mit den verschiedenen Akteure
  • Alles online verwalten, was sich online verwalten lässt: Adiminstratives, Kontakt zu Versicherungen, Rechnungen, bestimmte Einkäufe usw.

Ihre Rolle als betreuende angehörige Person, die nicht vor Ort ist, konzentriert sich darauf, Informationen zusammenzutragen und die Einsätze bei Ihren Angehörigen zu koordinieren.

Es ist sehr wichtig, dass die Personen, die bei Ihren Angehörigen zum Einsatz kommen, Ihre Rolle verstehen, akzeptieren und sich an die Vereinbarungen halten. Planen Sie Zeit ein, um die Organisation im Detail zu diskutieren und zu regeln (wer, was, wo, wann) und regelmässig die Lage mit allen Beteiligten zu beurteilen.

Beratung bei der Organisation von Unterstützung aus der Ferne

Tragen Sie vorsorgehalber die wichtigen Informationen zu Ihren Angehörigen zusammen.

Ermitteln Sie die Bedürfnisse Ihrer Angehörigen.

Die Bedürfnisse, die Ihre Angehörigen äussern, sind zu berücksichtigen. Hören Sie ihnen zu. Dazu eignen sich alle Kommunikationsmittel. Viele betreuende Angehörige ziehen die Videotelefonie übers Internet dem herkömmlichen Telefonanruf vor (z.B. Whatsapp Videoanrufe, Zoom, Skype, Messenger von Facebook, FaceTime von Apple). Denn so können der Zustand und die Stimmung der betreuten Person beobachtet werden.

In einem zweiten Schritt sollen der körperliche und der geistige Gesundheitszustand von einer Gesundheitsfachperson beurteilt werden. So können Sie die Gesundheit Ihrer Angehörigen objektiv einschätzen.

Analysieren Sie Ihre eigene Rolle, Ihre Stärken und Ihre Grenzen...

…aber auch bei allen Personen, die möglicherweise zum Einsatz kommen. Welches sind Ihre Stärken? Welche Stärken haben die potenziell eingesetzten Personen?

Im Dokument «Checkliste der Bedürfnisse meiner Angehörigen» finden Sie eine Liste von Fragen, die Ihnen helfen, zu ermitteln, wer für welche Aufgabe am besten geeignet ist.

Identifizieren Sie die Personen und Dienste, die bei Ihren Angehörigen zum Einsatz kommen könnten.

Sie müssen im Prinzip effektiv ein Team organisieren. Jede Hilfe, ob gross oder klein, ist willkommen.

Siehe auch Praktische Hinweise – Zu Hause – Den Alltag organisieren – Persönliche Netze

Füllen Sie das Dokument «Checkliste der Bedürfnisse meiner Angehörigen» sowie die Datei «Planung der wöchentlichen Hilfen» aus (Excel-Datei mit 2 Registerkarten).

Nutzen Sie die Treffen mit Ihren Angehörigen

Auf zwei Ebenen:

a. Wenn Sie Ihre Angehörigen besuchen, prüfen Sie die Lage vor Ort und achten Sie auf kleine Hinweise, die auf Probleme hindeuten könnten. Nutzen Sie die Gelegenheit, bei Nachbarn und Freunden Ihrer Angehörigen vorbeizuschauen, um mehr über deren Alltag zu erfahren. Vereinbaren Sie vorgängig einen Termin mit dem Arzt Ihrer Angehörigen oder mit anderen Personen, die Ihre Angehörigen unterstützen könnten (Anwalt, Bankberatin, usw.). Werfen Sie einen Blick in den Kühlschrank, auf Medikamente usw.

b. Nehmen Sie sich aber vor allem genügend Zeit, um die Beziehung zu Ihren Angehörigen zu stärken, und geniessen sie die gemeinsame Zeit (Musik hören, jassen, spazieren, kochen …). Denn genau in solchen ruhigen Augenblicken erhalten Sie Informationen, die nützlich sein könnten, um die Organisation der Hilfeleistungen anzupassen.

Nutzen Sie die Technologie...

… und stellen Sie sie Ihren Angehörigen zur Verfügung.

  • Programmieren Sie auf dem Telefon Ihrer Angehörigen drei Notrufnummern (z. B. 1: angehörige Person vor Ort; 2: Ärztin; 3: Sie selbst) und notieren Sie diese drei Nummern gross in der Nähe des Telefons. Falls nötig, richten Sie mehrere Telefonhandgeräte ein und positionieren Sie kleine Plakate mit den drei Nummern in verschiedenen Räumen der Wohnung. Telefone mit grossen Tasten sind einfacher zu bedienen.
  • Dank Tablets und Smartphones können Sie leicht mit Ihren Angehörigen telefonieren und sie mithilfe der entsprechenden Programme auch sehen. Diese Hilfsmittel sind einfacher in der Anwendung als ein Computer. Testen Sie die Kommunikation mehrfach, wenn Sie vor Ort sind.
  • Nutzen Sie alle verfügbaren Online-Angebote (Kauf und Lieferung von Lebensmitteln, Bezahlung von Rechnungen im E-Banking usw.). Bei einigen Diensten können Sie Benachrichtigungen einrichten für den Fall, dass auf dem Konto Ihrer Angehörigen ungewöhnliche Bewegungen erfolgen.

Seien Sie nachsichtig mit sich selbst!

Häufig entwickeln betreuende Angehörige, die weiter weg wohnen, Schuldgefühle, dass sie nicht häufiger bei ihren Angehörigen sein können. Wichtig: Rufen Sie sich in Erinnerung, dass Sie tun, was Sie können. Treten Sie einer Gesprächsgruppe für betreuende Angehörige bei: Der Austausch mit anderen wird Ihnen guttun und Sie erhalten allenfalls neue Tipps für die Organisation.

Weitere Informationen

Schauen Sie die Rubrik Praktische Hinweise – Zu Hause – Pflege koordinieren – Technische Lösungen, um die Anleitungen zu erhalten.

Testimonial-Videos anschauen

Erfahren Sie, wie andere betreuende Angehörige, die Situation erleben. Sie erzählen davon, wie sie ihre verschiedenen Aufgaben miteinander vereinbaren.

Ich habe viele Fragen

Wir haben die häufigsten Fragen zusammengestellt. Sie werden dort sicherlich erste Antworten finden.

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