Studien und Statistiken

Die Forschung in Sachen Care-Arbeit kommt voran. Noch vor rund zwanzig Jahren war das Thema völlig unbekannt, aber nun werden immer mehr Studien zu diesem Thema verfasst, sodass das Phänomen und seine Reichweite besser eingeschätzt werden können.

Die Zahlen und die Studien werden nach den behandelten Themen strukturiert, die wiederum alphabetisch geordnet sind.

 

Wer leistet Care-Arbeit?

Die meisten Personen, die Care-Arbeit leisten, sind Frauen. Insgesamt erbringen sie 62 % aller Stunden unbezahlter Arbeit. Es gibt aber auch Männer in diesem Wirtschaftssektor.

Für Pflege und Betreuung Erwachsener wenden Männer 10 Millionen Arbeitsstunden auf, einen Drittel im Vergleich zu den Frauen (32 Millionen Stunden).

Die Männer engagieren sich hingegen mehr bei der organisierten Freiwilligenarbeit als Frauen (198 Millionen Stunden bei den Männern im Vergleich zu 119 Millionen Stunden bei den Frauen), die dafür mehr informelle Freiwilligenarbeit leisten (243 Millionen gegenüber 105 Millionen Stunden).

(Quelle: Bundesamt für Statistik. Freiwilligenarbeit. Konsultiert: Juli 2018).

 

Zahl der Care-Arbeiter

35 % der ständigen Wohnbevölkerung im Alter zwischen 15 und 64 Jahren betreuen in der Schweiz regelmässig Kinder oder Erwachsene. Dies entspricht 1,9 Millionen Menschen. Die grosse Mehrheit dieser Personen sind berufstätig (86 % der Männer und 69 % der Frauen).

Personen in den mittleren Altersklassen (25 bis 54 Jahre) übernehmen proportional am häufigsten Betreuungsaufgaben. Dies betrifft insbesondere die Betreuung von Kindern im eigenen Haushalt.

Frauen im Alter zwischen 55 und 64 Jahren stellen mit 17 % die Bevölkerungsgruppe dar, die sich am häufigsten um Erwachsene kümmert. Der entsprechende Anteil bei den Männern derselben Altersgruppe beträgt 9 %. Die Frauen sind im Übrigen bei der Erbringung sämtlicher Betreuungsaufgaben stärker vertreten als die Männer.

Quelle: Bundesamt für Statistik. Analyse zur Vereinbarkeit. Konsultiert: Juli 2018 (nur auf Französisch verfügbar).

 

Pflege auf Distanz

Heutzutage gehört Mobilität untrennbar zum Alltag. Neun von zehn Berufstätigen pendeln. In der Schweiz gibt es 3,8 Millionen Pendler, 70 % davon arbeiten ausserhalb ihres Wohngebiets. Die täglich zurückgelegte Strecke steigt regelmässig: 2013 betrug die einfache Distanz eines Pendlers zum Arbeitsort im Schnitt 14,4 km. Im Vergleich zum Jahr 2000 ist diese Strecke um 12 % oder 1,5 km gestiegen. 2013 verbrachten die Pendler durchschnittlich 30 Minuten in ihrem Transportmittel auf dem Weg zu ihrem Arbeitsort (einfache Strecke).

Zu dieser Entwicklung kommt noch die Herkunft der Berufstätigen hinzu: Unter den Schweizern gibt es viele Personen, deren Verwandtschaft vollständig oder teilweise in einem anderen Land wohnt. Ende 2013 wohnten umgekehrt 732 200 Schweizer im Ausland, 37 % mehr als noch 2003.

 

Quellen: Bundesamt für Statistik, «Pendlermobilität in der Schweiz 2013», Neuenburg, Juni 2015.

Bundesamt für Statistik, Bevölkerung, Bevölkerungsstand und -struktur, Indikatoren, Schweizer im Ausland (konsultiert: Juli 2015).

 

Wert der unbezahlten Arbeit

Die unbezahlte Care-Arbeit wird in vielen ökonomischen Berechnungen und gesellschaftlichen Überlegungen nicht berücksichtigt. Berechnet man den Wert der unbezahlten Arbeit, dann ergeben sich allein für privat geleistete direkte Betreuungsarbeit für Kinder und Erwachsene Arbeitskosten von jährlich über 80 Milliarden Franken. Das entspricht etwa den gesamten jährlichen Arbeitskosten in Baugewerbe und Handel.

Direkte Care-Arbeit umfasst direkte Pflege, Betreuung und Erziehung, die Verantwortung für Betreuungsaufsicht und Überwachung der betreuungsbedürftigen Person sowie die Planung der Arbeit verschiedener Betreuungspersonen und -institutionen.

Rechnet man die indirekte Care-Arbeit dazu (Hausarbeit, die im Zusammenhang mit der Betreuung der Familie anfällt, wie Kochen, Putzen, Waschen, Einkaufen – alles Aufgaben, die oft von den Betreuungsbedürftigen selbst nicht erledigt werden können), dann sind es rund 100 Milliarden Franken, was etwa den Arbeitskosten des gesamten zweiten Sektors (Industrie und Gewerbe) pro Jahr entspricht.

 

Quelle: Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG), «Anerkennung und Aufwertung der Care-Arbeit. Impulse aus Sicht der Gleichstellung.» (PDF), Bern 2010.

 

Weiterführende Informationen

Studie über "Kosten der Demenz in der Schweiz" der Schweizerischen Alzheimervereingigung, 2010 (PDF)

 

Volumen der unbezahlten Arbeit

Laut Bundesamt für Statistik beläuft sich der Wert der unbezahlten Arbeit auf 401 Milliarden Franken. 8,7 Milliarden unbezahlte Arbeitsstunden wurden in der Schweiz im Jahr 2013 geleistet, wobei der Hauptanteil auf Hausarbeit entfällt (Kochen, Abwaschen, Putzen, Waschen, Einkaufen, administrative Arbeiten usw.). Dies entspricht im Durchschnitt 1277 Stunden pro Person. Die Anzahl Stunden ist um 14 % höher als die Anzahl Stunden für bezahlte Arbeit (7,7 Milliarden Stunden).

Die gesamte Sorge- und Pflegearbeit (für Kinder und Erwachsene) macht 17 % des gesamten Volumens an unbezahlter Arbeit aus, d. h. 1,5 Milliarden Stunden pro Jahr. Alleine auf die Pflege und die Betreuung von Erwachsenen entfallen 42 Millionen Stunden (d. h. 2,8 % der Sorge- und Pflegearbeit oder 0,5 % der gesamten unbezahlten Arbeit).

Während 665 Millionen Stunden (7,6 % des gesamten Volumens an unbezahlter Arbeit) wurde Freiwilligenarbeit geleistet. Etwas mehr als die Hälfte (52 %) ist informelle Freiwilligenarbeit, der Rest organisierte Freiwilligenarbeit.

Quelle: Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG), «Anerkennung und Aufwertung der Care-Arbeit. Impulse aus Sicht der Gleichstellung.» (PDF), Bern 2010.

Das Wichtigste im Überblick

Die 3 wichtigsten Punkte, die man kennen muss, wenn man berufstätig ist und die Betreuung von Angehörigen übernimmt.

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